Das Kunstwerk besteht aus dreizehn Paneelen mit pflanzlichen Motiven.
Sie verweisen allegorisch auf die drei Heiligen, denen die Kirche im Mittelalter gewidmet wurde: die Jungfrau Maria, den Drachentöter Georg und Valentin, den Schutzpatron der Liebenden.
Rankende Elemente verbinden die Motive miteinander. Sie winden sich von einem Paneel zum nächsten. Entlang dieser Verbindung finden sich eine Reihe von Blüten, Blättern und Früchten. Sie stellen den Bezug zu den drei Heiligen der Kirche her. Die Zuordnung ist kulturgeschichtlich überliefert, wie etwa die Lilie als Symbol für Maria. Auch habe ich neue Verbindungen hergestellt. So verweist die Drachenfrucht auf den heiligen Georg. Da der immergrüne Efeu mit seinen herzförmigen Blättern tradiert für lebenslange Treue steht, lässt sich dieser dem heiligen Valentin zuordnen. In der Tradition können sich mit einem Pflanzenmotiv verschiedene Ideen verbinden. So stehen die roten Kerne des Granatapfels für Fruchtbarkeit und Schöpfungskraft, symbolisieren aber auch Blutstropfen (Leiden Jesu) und dienen gleichzeitig als Zeichen für Liebe (Valentin).
Alle botanischen Elemente werden weitestgehend naturalistisch dargestellt. Gleichzeitig gehen sie in geometrische Formen über. Die davonfliegenden Kerne des Granatapfels werden zu Dodekaedern, die Lilienblüte wird über mehrere Schritte zu einer eigenen Form dekonstruiert, und die Blätter der Rose folgen einer logarithmischen Spirale. Jede dieser Metamorphosen lässt sich in beide Richtungen denken: Eine Blüte oder eine Frucht werden zur geometrischen Figur – die abstrakte Form entwickelt sich zur Pflanze.
Zur Entwicklung der Motive habe ich nicht nur die liturgischen Bedeutungen von Pflanzen aufgegriffen, wie sie in der christlichen Ikonografie überliefert sind, sondern mich auch von der Wissenschaft inspirieren lassen – etwa von Zellen und Makromolekülen oder von Wellen und Kurven, die sich in Schwingungen von Luft und Wasser finden. Dieselben Bausteine und Prinzipien finden sich unter dem Mikroskop ebenso wieder wie bei der Betrachtung von Himmelskörpern – zum Beispiel die Spirale in der Anordnung von Rosenblättern und in der Form von Galaxien. Im Größten wie im Kleinsten zeigt sich die Schönheit dieser Gesetzmäßigkeiten.
In der Natur finden sich immer wieder bestimmte Ordnungsprinzipien. Dazu zählen beispielsweise Symmetrien, Proportionen (wie der Goldene Schnitt), die Fibonacci-Reihe oder Spiralen.
Formen und Strukturen in der belebten und der unbelebten Natur ähneln einander. Sie durchdringen uns und unsere Umgebung im Mikro- und Makrokosmos wie die verschiedenen Steine desselben Baukastens.
Diese Bausteine und Prinzipien finden sich auch im Wachstum einer Pflanze wieder, die ihre Blätter in spiralförmiger Anordnung nach verschiedenen Zahlenfolgen sich austreiben und sich verzweigen lässt.
Gleich dem schöpferischen Spiel der Natur habe ich mich auf zeichnerische Weise in diesen Prozess begeben und auf das reagiert, was entsteht. Meine Beobachtungen und Gedanken wachsen in der Zeichenlinie zu neuen Formen und Schwüngen zusammen, berühren das äußerliche Erscheinungsbild einer uns bekannten Blüte oder Form – und verlassen diese wieder, um Neues entstehen zu lassen.
Das Werk lädt dazu ein, sich bei der Betrachtung auf den Weg zu machen: von der Schönheit und den Phänomenen der natürlichen Welt hin zur universellen Formensprache der ihr zugrunde liegenden elementaren Bausteine – um das Verborgene darin zu entdecken und sich mit der eigenen Vorstellungskraft auf eine schöpferische Reise zu begeben.